Der Pechofen
in Güttern (Gemeinde Fuchsmühl)
Dietmar Herrmann
Früher war der Bedarf an Pech
und Teer sehr groß, ihr Einsatz vielfältig,
gab es ja noch keine Produkte aus Erdöl. Man benötigte
Teerprodukte für den Schiffsbau als Abdichtmittel,
bei der Fassherstellung oder zum Abdichten von Bottichen,
für Medizin, als Schusterpech, als Wagenschmiere,
als Beleuchtungsmittel (Kienöl). Die Eisenerzverarbeitungsbetriebe
mit ihren Hammerwerken hatten einen hohen Schmiermittelverbrauch,
die in Teer- oder Pechöfen hergestellt wurden.
Als „Nebenprodukt“ entstand hochwertige Schmiedekohle.
Fundort
Im Jahr 2001 wurden Reste eines Pechofens
in der Feldflur „Paint“ von Heimatforscher Peter Fridrich
(+) aus Wiesau entdeckt. Bereits 2002 wurde unter der
Leitung des Landesamtes für Denkmalpflege mit Grabungen
begonnen. Bei dem Pechofenfund in Güttern handelt
es sich nicht um den ersten Fund in dieser Gegend. Sowohl
am Teichelberg (1980) als auch in Leugast (Pechofenhölzl
2000) gibt es zwei weitere Funde. Der neu entdeckte
Ofen bei Güttern gab die Möglichkeit einer
gründlichen Untersuchung der gesamten Anlage, was
bei den anderen Funden aus verschiedenen Gründen
nicht möglich war.
Gefunden wurde ein Fundament mit
ca. 2,60 x 2,00 m mit Ofenwanne im Zentrum. Das Fundament
bestand aus Granitbruchsteinen, die stark mit Teer durchtränkt
waren. In der Bodenplatte fand man ein Ablaufloch, freigelegt
wurde eine 4,40 m lange Ablaufrinne, die mit plattenartigen
Bruchsteinen abgedeckt war.
Funktion
Die Funktionsweise von Einkammeröfen
(auch Kien-, Salbe- oder Bienenkorböfen genannt)
arbeitet nach dem Prinzip der autothermen Prozessführung.
Es handelt sich dabei um einen gemauerten Ofen mit festem
Standort. Als Baumaterial wurde Stein verwendet. Aufgrund
der direkten Wärmezufuhr entsteht nur ein geringer
Teil Holzkohle. Wert wird auf die entstehenden Kondensate
gelegt. Der Reaktionsraum des Ofens wurde mit Kiefernholz
von oben beschickt und mit einer Deckplatte abgedeckt.
Unten am Zündloch angesteckt,
kann die Prozessführung durch Verschließen
bzw. Öffnung desselben reguliert werden. Während
des Verschwelungsprozesses entstand Holzteer, der durch
eine Rinne nach außen geleitet wurde und mit Tongefäßen
aufgefangen wurde. Die Weiterverarbeitung fand in Pechsiedereien
oder Pechhütten statt.
Rekonstruktion
Der jetzige Standort des lehrreichen
Anschauungsobjektes ist nicht der Fundort des ursprünglichen
Ofens, dieser lag in einer landwirtschaftlich genutzten
Ackerfläche bei Güttern. Das Grundstück
für den Nachbau stellte die Forstverwaltung der
Stadt Augsburg zur Verfügung, die hier Grundstückseigentümer
ist. Die voll funktionsfähige Rekonstruktion wurde
2006 eingeweiht.
Lage
Wie erreicht man das Anschauungsobjekt?
Man benützt die Straße von Fuchsmühl
in Richtung Friedenfels. Vor dem Ortsteil Güttern
zeigt rechts ein Hinweisschild zum nahegelegenen Parkplatz,
wo nach wenigen Metern der Pechofen steht. Tafeln erläutern
das gesamte Projekt.
Der rekonstruierte Pechofen bei Güttern (Gemeinde
Fuchsmühl)
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