Burgruine
Weißenstein
Lage:
Berg und Burgruine Weißenstein liegen im östlichen
Teil des Hohen Steinwaldes (südliches Fichtelgebirge),
864 m ü.NN, im Landkreis Tirschenreuth. Grundbesitzer
ist Baron von Gemmingen-Hornberg, Friedenfels. Der Gipfelbereich
besteht aus mächtigen Granittürmen, der Berg
fällt nach Osten hin steil ab. Auf dem höchsten
Felsen, auf den eine Besteigungsanlage führt, steht
der Rest des ehemaligen Bergfrieds der Burganlage. Mauerreste
zeigen sehr gut die ehemalige Befestigungsanlagen.
Zugang:
Zum Berggipfel bzw. zur Burgruine führen keine
öffentlichen Straßen. Markierte Wanderwege
des Fichtelgebirgsvereins leiten den Wanderer zum sehenswerten
Bergareal. Empfehlenswert ist der gefahrlose und bequeme
Anstieg von Norden her auf dem Steinwaldweg (Markierung:
weiß-rotes-Rechteck). Ausgangsort ist der Wanderparkplatz
an der Straße bei Hohenhard (Ortsteil der Stadt
Waldershof). Wanderdauer etwa 30 Minuten. Einkehrmöglichkeit:
FGV-Unterkunftshaus Marktredwitzer Haus in Hohenhard,
siehe hier
Geschichte:
Der Name der Steinwaldburg Weißenstein
erscheint urkundlich erstmals am 21. März 1279
als "Wisstenstein". Damals tritt ein Wolf
de Wisstenstein als Urkundenzeuge bei einer Güterübertragung
auf. Weitere Zeugen waren Vertreter der Familie Nothaft.
Die Wolffe werden wohl vor dieser Zeit - obwohl dies
urkundlich nicht nachweisbar ist - auch die Erbauer
einer ersten kleinen Burganlage an der damals wichtigen
Straße aus dem Friedenfelser Raum über den
Steinwald nach Hohenhard gewesen sein. Die damalige
Anlage, wird als "Blochwerk", das ist eine
Burg mit einem Turm dessen Obergeschoss in Fachwerk-
oder Blockbauweise ausführt war, bezeichnet. Um
1290 werden Ludwig, Dietrich und Nicklas Wolff von Weißenstein
als Besitzer genannt. Schon 1309 hat Albert Nothaft
VI., Abkömmling eines alten Ministerialengeschlechts,
das vordem in Böhmen reich begütert war, einen
Teil des Weißensteins erworben.
1333 ist dessen Sohn Albrecht Nothaft
XI. Mitbesitzer des Weißensteins. Bei der Verleihung
der kaiserlichen und herzoglichen Lehen durch Ludwig
den Bayern an ihn wurde ausdrücklich hervorgehoben,
dass er wegen der Parteinahme seines Vaters für
den im Streit um den Thron unterlegenen Friedrich den
Schönen von Österreich keinen Schaden haben
solle. Der Weißenstein war wahrscheinlich bei
den kriegerischen Auseinandersetzungen des Thronstreits
als auch dann im Krieg zwischen König Ludwig dem
Bayerns und König Johann von Böhmen arg in
Mitleidenschaft gezogen worden. Doch schon am 25. Juli
1339 erlaubt der Burggraf Johann II. von Nürnberg,
er war Feldhauptmann König Ludwigs, dem Albrecht
Nothaft XI., dass er "die Veste Weißenstein
pauen und bessern mag und soll, wie er will", jedoch
musste sie "offenes Haus" für den Burggrafen
sein.
Nachdem Albrecht Nothaft XI. im Jahr
1341 auch noch das letzte Drittel des Weißensteins
von Gerhard dem Wolff von Thumsenreuth erworben hatte,
wird er den großzügigen Auf- und Ausbau der
Burg Weißenstein in die Wege geleitet haben. Sie
mag damals den Umfang erhalten haben, wie wir ihn heute
aus den z.T. freigelegten oder den noch unter Schutt
begrabenen Grundmauern ersehen können. Eine für
diesen Platz doch sehr beachtliche Anlage. 1373 ist
Albrecht Nothaft XII., der Sohn Albrecht Nothaft XI.,
Besitzer des Weißensteins. Er begründete
die "Weißensteiner Linie" des Geschlechts
der Nothaft. Ihre Abkömmlinge haben den Weißenstein
bis zu ihrem Aussterben 1718 in ihrem Besitz. Zwischenzeitlich
war die Herrschaft Weißenstein aus wirtschaftlichen
Gründen von 1552 bis 1566 an die von Waldenfels
(sie waren mit den Nothaft verschwägert) verkauft,
dann aber zurückgekauft worden. Dann folgten ihre
Verwandten aus der "Bodensteiner Linie" bis
1882 als Besitzer. Schon von Anfang an war die Burg
nicht immer im Besitz einer einzigen Person, sie gehörte
dem Familienverband. Jedes Mitglied der Nothaft von
Weißenstein hatte einen mehr oder minder großen
Anteil an der Burg. Wenn mehrere Besitzer Anteil und
Wohnbereiche an einer Burg hatten, so nennt man diese
"Ganerbenburg". In einem Burgfriedensvertrag
von 1464 regeln die damaligen Besitzer Fritz, Gilg III.
und Ulrich Nothaft den Unterhalt und die Nutzung der
Burg. Schon damals wird ein Pfleger als Schlossverwalter
und zwei Torwächter genannt. Daraus geht hervor,
dass die Burg Weißenstein zu dieser Zeit sicher
nur noch selten als Wohnung der Besitzer diente. Zu
dieser Zeit bauten sich die Nothaft ihre neuen Sitze
in Friedenfels und in Poppenreuth.
Die Burg Weißenstein dürfte
dann nach 1560 endgültig aufgegeben worden sein.
Die Bauten verfielen und begruben einen Teil der Mauern
unter ihren Schutt. Auch der Turm verlor seinen Aufbau
und sicher einen Teil seiner ursprünglichen Höhe.
Dies beweisen die vielen am Fuß der Felsen aufzufindenden
Turmquader. 1882 verloren die Nothaft ihre Güter
und damit auch den Weißenstein. Sie wurden von
Bianca Eiserhart aus einer schlesischen Fabrikantenfamilie
gekauft. Nach ihrem Tod erwarb 1885 Dr. Gustav Siegle
aus Stuttgart die Besitzungen. 1918 übernahm seine
Tochter Dora mit ihrem Mann Fritz von Gemmingen-Hornberg
den Besitz. 1955 wurde deren Sohn Wolf Dieter Freiherr
von Gemmingen-Hornberg der Besitznachfolger, seit 1973
ist dessen Sohn Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg
in Friedenfels Besitzer der früheren Herrschaft
Weißenstein.
Die Gesellschaft Steinwaldia Pulllenreuth
e.V. hat 1996/2000 mit einem erheblichen Zeit- und Kostenaufwand
die Restaurierung der noch vorhandenen Gebäudeteile
durchgeführt und so für den Erhalt des kulturhistorischen
Denkmals gesorgt. In einem Info-Pavillion erhält
der Wanderer Auskunft über die Geschichte des Weißensteins
und die Sanierung der Anlagen.
|