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Klosterstadt Waldsassen

Die Stadt Waldsassen liegt im bayerischen Landkreis Tirschenreuth und ist historisches Zentrum des ehemaligen Stiftlandes, zwischen Fichtelgebirge und Oberpfälzer Wald im weiten Tal des Flusses Wondreb. Höhenlage: 491 m ü.NN.

Zur Stadtgeschichte

Um 1133 gründet Markgraf Diepold III. von Vohburg auf dem damaligen Bayerischen Nordgau das Zisterzienserkloster Waldassen. Nach den ersten Landesausstattungen durch Diepold und der Zusicherung des königlichen Schutzes durch Konrad III. 1147 entfaltet das nun reichsunmittelbar gewordene Kloster alsbald eine weitreichende, fruchtbare kolonisatorische und kulturelle Tätigkeit, die weit in den bayerischen und böhmischen Raum hineinwirkt. Die Abtei wird zum Zentrum eines klösterlichen Territoriums, das in seinem Kerngebiet heute noch als Stiftland, ein Gebietsteil des jetzigen Landkreises Tirschenreuth, bezeichnet wird. Etwa ab 1530 verstärkte sich immer mehr der Druck auf das Stift durch die angrenzende Kurpfalz zur Anerkennung ihrer Oberherrschaft, was schließlich im Zuge der Reformation 1560/71 zur ersten Aufhebung des Klosters führte.
Mit der Ansiedelung der Tuchmacherfamilie Geisel beginnt 1613/14, im Anschluss an den vormaligen Klosterbereich, der Bau einer bürgerlichen Siedlung, wozu 1617 die Kurpfalz in der "Concessio" die landesherrliche Zustimmung erteilt. Bedingt durch die politische Ungunst jener Zeit kann sich die junge Siedlung zunächst nur mühsam behaupten. Erst in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg gelingt die Konsolidierung, so dass 1693 der aufstrebende Ort das Marktrecht erhält.
Inzwischen war 1628 auch das Waldsassener Stiftland zu Kurbayern gekommen; 1669 beauftragt Kurfürst Ferdinand Maria Zisterzienser aus Fürstenfeld, das Kloster wieder zu errichten. Wenige Jahre später beginnt der Neubau des Klosters und der Kirche, die 1704 vollendet wird. Der fruchtbaren Tätigkeit der "grauen Mönche" setzt 1803 die Säkularisation ein jähes Ende. Erst 1864 können Zisterzienserinnen aus Landshut-Seligenthal einen Teil des früheren Klosterkomplexes erwerben und das Kloster neu besiedeln; seither wirken die Ordensfrauen in Waldassen.

Die Basilika

Sehenswert ist die Basilika mit 60 m hohen Türmen, eine der großartigsten Barockkirchen Bayerns, 1682 bis 1704 nach Abbruch der alten, 1179 in Anwesenheit von Friedrich Barbarossa eingeweihten romanischen Basilika, errichtet. Das 1669 wiedergegründete Zisterzienserkloster beauftragte bedeutende Kirchenbaumeister wie Abraham Leuthner aus Prag, Georg und Christoph Dientzenhofer, Bernhard Schießer u.a. und Künstler mit dem Bau und der Ausstattung der Kirche.

Der festliche, das ganze Kirchenschiff (82 m lang, nur 13,5 m breit) wie ein Rankenwerk umschlingenden Stuck (von Giov. Bott. Carlone) mit vielen ausdrucksvollen Figuren wird als Bestes bezeichnet, was Deutschland aus dieser Zeit der Wiederbelebung des Kirchenbaus besitzt. Der mächtige Hochaltar mit der aus weißem Marmor gehauene Verkündigungsgruppe von Karl Stilp und das von Martin Hirsch meisterhaft geschnitzte Chorgestühl prägen den Chorraum. Darstellung der Klostergründung in den Deckenfresken des Chores (u.a. Mönch Gerwig auf dem Weg nach Köllergrün, sein Zusammentreffen mit Markgraf Diepold; Rodearbeit usw.). In den beiden kurzen Kreuzarmen des Querschiffs unter der 28 m hohen Vierungskuppel (Kuppelgemälde von Johann Jakob Steinfels) und in den sechs Seitenkapellen beeindrucken kunstvoll gestaltete Nebenaltäre. Unter der gesamten Basilika befindet sich als ältester Kirchenteil die größte Gruft Deutschlands mit Grabmälern der Äbte. 1803 ist das Gotteshaus Pfarrkirche, 1969 erhob Papst Paul VI. die Kirche zur "Basilika minor", eine Auszeichnung, wovon das päpstliche Wappen über dem Haupteingang kündet. (Öffnungszeiten täglich, Führung möglich).

 

Basilika

basilika

 

Die Klosterbibliothek

KlosterbibliothekSie ist eine Kostbarkeit der Schnitzkunst. 1726 wurde die Bibliothek im Übergangsstil vom Hochbarock zum Rokoko vollendet. Zehn, kunstvoll von Karl Stilp geschnitzte, lebensgroße Holzfiguren (Lumpensammler, Getreidemeister, Papiermüller, Schweineschlachter, Dichter, Buchdrucker, Kritiker, Leser) tragen die schmale, den größten Teil des Saales umlaufende Galerie. Die Deckengemälde (1724) stammen von Karl Hofreiter aus Bayreuth, der in Eger wohnte. Die Stuckarbeit (1724/26) schufen der Italiener Jacob Appiani, der aus München gekommen war und F.P.Marazzi. Der ursprünglich wertvolle Bücherbestand wurde bei der Säkularisation 1803 in staatliche Archive gebracht. Seit dem Rückerwerb der Klostergebäude (1864) betreuen die Zisterzienserinnen den Bibliothekssaal. In den Bücherregalen befinden sich aus einer staatl. Dauerleihgabe alte Folianten, Quartanten und Oktanten aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Besichtigung bei unterschiedlichen Öffnungszeiten möglich, Führungen nach Anmeldung unter Tel. 09632/920025.

Das Abteischloss

Das aus dem 15. Jahrhundert stammende Abteischloss ist der einzige in seiner wesentlichen Substanz erhalten gebliebene mittelalterliche Bau Waldsassens. Bei dem Wiederaufbau erhielt das Dach eine andere Form. Aus dem Frühbarock um 1680 stammt die schöne Eisentür. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden imposante Stuckdecken sowie ein kunstvoll gearbeitetes Schmiedeeisengitter eingearbeitet. Das Abteischloss übernahm 1803 der Staat, es diente dann dem Landgericht als Amtssitz und dem späteren Amtsgericht Waldassen bis zu dessen Verlegung 1973. Seit der umfassenden, denkmalgerechten Restaurierung 1976/77 gehörte es zum zweiten Dienstgebäude des Finanzamtes.

 

Abteischloss

Abteischloss

  
Diese Angaben stammen aus:
Dietmar Herrmann
Lexikon Fichtelgebirge
Ackermann Verlag, 95028 Hof
Weitere Literatur bei

http://www.pfarrei-waldsassen.de/index.php

Eine hervorragende Internetseite über die Abtei Waldsassen finden Sie unter
www.abtei-waldsassen.de

 

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