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Der Rauhe Kulm – `“Vesuv der
Oberpfalz“ Ein imposanter Basaltberg
mit einer geologischen, naturschutzfachlichen, historischen
und touristischen Be-deutung (Foto: Dieter Kottwitz)
Von Dietmar Herrmann
1.Lage
Der
Rauhe Kulm am südlichen Rand des Fichtelgebirges ist ein
markanter Berggipfel bei der Stadt Neustadt am Kulm im
oberpfälzischen Landkreis Neustadt a.d.Waldnaab. Er liegt im
Naturpark Nördlicher Ober-pfälzer Wald. Der Rauhe Kulm wurde
bei einer Umfrage der Heinz Sielmann Stiftung EUROPARC
Deutschland e.V. zu Deutschlands schönstem Naturwunder des
Jahres 2013 gewählt. Der Berg ist eine geologische
Besonderheit, weil der Bergkegel in Zusammenhang mit dem
tertiären Vulkanismus. Der Fuß des Berges steckt in
Sandsteinschichten, bergauf folgt ein mächtiger Gürtel aus
Basaltblöcken und im Gipfelbereich finden wir eine
Laub-mischwaldkuppe. Das Alter des Berges beträgt etwa 22
Millio-nen Jahre. Westlich der Stadt liegt der Kleine Kulm,
Höhe 563 m ü.NN. Er wird auch „schlechter Kulm“
(=schlichter) genannt. Vulkanschlot und Blockhalde wurden
vom Bayerischen Geo-logischen Landesamt als Na-turdenkmal
unter Schutz ge-stellt. Der Rauhe Kulm genießt auch den
europäischen Schutz als FFH-Gebiet.
2.Namensdeutung
Nicht ganz eindeutig geklärt
ist der Name unseres Berges. Während Forscher den Namen Kulm
vom slawischen chulmu = Berg/Hügel ableiten, erläutern
andere Experten den Namen als altgermanisch „hulma“.
3. Geologie
Ihre Entstehung
verdanken die Kulm-Berge, wie auch die an-deren
nordostbayerischen Vul-kane, tiefen Rissen in der
Erd-kruste, die durch die Auffaltung der Alpenregion
entstanden sind. Durch diese Verwerfungsspalten konnte Magma
empor-steigen, ohne allerdings an die Erdoberfläche zu
dringen. Es bildete sich ein so genannter Vulkanschlot und
die umliegen-de wesentlich weichere Sand-steinschicht wurde
im Laufe von Millionen Jahren abgetragen. So entstand der
Rauhe Kulm als Kegelberg, durch die Abtra-gung der Umgebung
wird er weiterhin herausmodelliert. Nur an wenigen Stellen
ist der Ba-salt am Kulm säulenförmig ausgebildet,
überwiegend tritt er in Brockenform auf. Der Basalt am
Rauhen Kulm ist ein Nephelinbasalt. Das Mineral Nephelin
besteht aus Natrium, Aluminium, Silizium und Sauerstoff.
4. Flora und Fauna
Die
Basaltblockhalde (sowie die historischen Felsenkeller)
bieten Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Die
mikroklimatischen Umgebungstemperaturen bieten u.a.
folgenden Pflanzen einen Lebensraum: Anemone
silvestris(großes Windröschen), Asplenium septentrionale
(Nordische Streifenfarn), Mercurialis perennis
(Wald-Bingelkraut), Sedum album (Weiße Fetthenne), Asperula
odorata (Waldmeister), Pulmunaria obscura (Dunkle
Lungenkraut), Polytrichastrum alpinum (Alpen-Widertonmoos),
Cladonia coccifera (Scharlach-Becherflechte), Polypodium
(Tüpfelfarn), Asplenium septentrionale (Nordischer
Streifenfarn).
An seltenen Tierarten finden wir
Wolfsspinne und Alpenspitzmaus, Fledermausarten Braunes
Langohr und Fransenfledermaus.
5. Siedlungsgeschichte
Der Rauhe
Kulm hat als weithin sichtbare Landmarke schon früh die
Menschen angezogen. Bevor die Slawen am Fuße des Berges
siedelten, lässt sich die Anwesenheit der Kelten nachweisen
(500 v. Chr.). Die archäologischen Funde reichen zurück bis
in die Jungsteinzeit (Neolithikum). Im Hoch- und
Spätmittelalter krönten mehrere Burganlagen den Kulm. Die
letzte davon wurde 1554 im Verlauf des Bundesständischen
Krieges (1552-1555) durch Truppen der Reichsstadt Nürnberg
zerstört. Prof. Erik Szameit von der Uni Wien und
Privatdozent Hans Losert von der Uni Bamberg gemeinsam mit
einer deutsch-österreichischen Grabungsmannschaft waren
damit beschäftigt, dem Kulm einige seiner Geheimnisse zu
entlocken. Silexklingen und Pfeilspitzen aus dem Neolithikum
sowie zahlreiche vorgeschichtliche Keramik verschiedener
Zeitstu-fen wurden gefunden. Beim Anstieg zum Berggipfel
bemerkt man einen zeitlich nicht genau zu datieren Ringwall
und im Gipfelplateau Reste der hoch- bis
spätmittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Burg.
Blick zum
Fichtelgebirge
Blick vom
Kleinen Kulm
6. Touristische
Erschließung
Im Jahr 1807 wurde der erste
hölzerne Aussichtsturm auf dem Berggipfel errichtet. 1891
wurde der Kulm-Verein gründet, der einen Ringsteig und
Jägersteig sowie einen neuen Aussichtsturm schuf. Der
heutige 25 Meter hohe Turm wurde am 1. Juli 1988 feierlich
eingeweiht.
Den Besucher erwartet ein großartiger
Rundblick: Fichtelgebirge und Steinwald, Hessenreuther Wald
und Parkstein, Oberpfälzer Wald, Hersbrucker Schweiz,
Fränkische Schweiz und Frankenwald. Vom Wanderparkplatz
aus verlaufen verschiedene Rundwanderwege mit
unterschiedlicher Wegelänge durch die Vulkan-landschaft und
bieten naturkundliche Überraschungen. Der FGV-Hauptwanderweg
Westweg führt von Münchberg zum Rauhen Kulm.
7. Literatur
Müller Friedrich: Bayerns
stein-reiche Ecke (1984) Neischl A.: Die vor- und
frühge-schichtlichen Befestigungen am Rauhen Kulm bei
Neustadt a. Kulm (Nürnberg 1912) Pühl Karl: Wissenswertes
über den Rauhen Kulm und die Stadt Neustadt am Kulm, 1990
Vollrath Heinrich: Die Pflan-zenwelt des Fichtelgebirges und
benachbarter Landschaften in geobotanischer Schau (1957),
Naturwissenschaftliche Gesellschaft Bayreuth Band IX
8. Web
www.neustadt-am-kulm.de
www.naturpark-now.de
9. Anmerkungen
Geotop Nr. 374R001 Rauher Kulm, Geotop Nr.374R002
Kleiner Kulm Gradl Heinrich: Die Ortsnamen am
Fichtelgebirge und dessen Vorlanden; in: Archiv für
Geschich-te von Oberfranken, 1982, Bd. 18, H. 3, S. 101
Schubert Heinrich: Ein Beitrag zur Besiedelungsgeschichte
des nörd-lichen Oberfrankens, 1953, S. 23 Dudenverlag:
Geographische Na-men in Deutschlang, S. 171
http://www.vfmg-weiden.de/kulm.htm Müller Friedrich
(1984), S. 230 Vollrath Heinrich (1957), S.22, 64
Hübner Bernhard: Pflanzengesell-schaften der Basaltkuppe des
Rauhen Kulm; in: Der Siebenstern 1939, S. 156 Roland
Gschlößl: Slawenfestung auf dem Vulkanschlot; in:
Bayeri-sche Archäologie Heft 4/2007, S. 34-38
Ausgrabungen am Rauhen Kulm 2006/2007 „Das slawische
Missi-onskreuz“, htttp://www.landschaftsmuseum.de
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