Bayern-Fichtelgebirge >>> Der Große Waldstein im Fichtelgebirge

Waldsteinhaus

Ganzjährig bewirtschaftetes Unterkunftshaus des FGV in unmittelbarer Nähe des Gipfels des Großen Waldsteins in 855 m ü.NN; öffentliche Zufahrtsstraße von Weißenstadt oder Sparneck.

Eigentümer:
Fichtelgebirgsverein e.V.,
Theresienstr. 2
95632 Wunsiedel
Tel.: 09232 / 700755
www.fichtelgebirgsverein.de

Anschrift:
FGV-Waldsteinhaus
95239 Zell/Oberfranken
Tel. 09257/264
www.waldsteinhaus.de

Sitzplätze: Gastraum 30, Münchberger Zimmer 20, Jagdzimmer 40, Veranda 70;sehr schöner Biergarten!

Übernachtung: 27 Betten in verschiedenen Zimmern.

Zur Geschichte: Erbaut 1853 als "Hospiz Waldstein" für einen königlichen Waldwärter; 1965 vom FGV ganz übernommen und 1993 wesentlich modernisiert. Ausgangspunkt für Gipfelrundgang (Burgruine Rotes Schloß, Teufelstisch, Aussichtspunkt Schüssel, Bärenfang, Wanderung zur Quelle der Sächsischen Saale.)







Auf dem Gipfel des Waldsteins entstand im Jahr 1853 das erste Waldsteinhaus

Hospiz Waldstein 1853

Als man sich im Zeitalter der Romantik auf die deutsche Geschichte besann, wurden die Burgen und ihre Ruinen gern besuchte Stätten. Es mehrten sich nun auch die Wanderer, die sich an der „wilden Romantik des felsenstarrenden Waldsteingipfels, seiner Aussicht und seinen Ruinen berauschten“. Das führte dazu, dass man um 1850 auf dem Waldsteingipfel im Vorhof der Burgruine Rotes Schloss beim Teufelstisch ein freundliches Jägerhäuschen erbauen ließ. Als der Besucherstrom immer stärker wurde, errichtete man gleich daneben „eine dauerhaft angelegte Hütte“ für den Aufenthalt der Gäste. Ein Holzhauer verabreichte dort nach Bedarf Bier. 1853 ließ der Staat unterhalb der Burgruine das „Hospiz Waldstein“ oder „Waldsteinhaus“ erbauen. Ein Waldaufseher fand darin seine Wohnung. Der Grundstein zu diesem Forsthaus wurde am 6. Mai 1853 gelegt und bereits am 8. August 1853 konnte der Neubau eingeweiht werden. Dieses „Hospiz“ hatte ein völlig anderes Aussehen als das jetzige Waldsteinhaus, es war im „gefälligen Schweizer Stil“ größtenteils aus Holz gebaut, es war also ein einstöckiges Holzhaus. Hier gab es dann auch wieder einfache Speisen und Weißenstädter Bier und eine bescheidene Übernachtungsmöglichkeit bestand ebenfalls. An schönen Sommersonntagen, so wird berichtet, veranstalteten Musikanten aus Münchberg, Schwarzenbach a.d.Saale und Hof abwechslungsweise Blechmusikkonzerte, die regen Zuspruch fanden. 1889 hatte dann der Staatsforst das Holzgebäude vollkommen umgewandelt in ein zweistöckiges gemauertes Bauwerk. Die unteren Räume wurden wieder bewirtschaftet, das obere Stockwerk diente dem jeweiligen Förster.

Die Eröffnung der Stichbahn Münchberg – Zell im Jahr 1902 brachte noch mehr Wanderer und Gäste auf den Waldsteingipfel und den Fichtelgebirgsverein auf die Idee, an das bestehende Forsthaus der Forstverwaltung einen Anbau zu errichten. Erst 1906 kam es mit dem Staat zu Grundstücksverhandlungen, am 2. Mai 1907 beurkundete der Notar den Grundstückskauf und am 21. Juni 1908, vor 95 Jahren also, konnte der fertige Anbau eingeweiht werden. Besondere Verdienste bei der Planung und Geldmittelbeschaffung für das FGV-Waldsteinhaus hatte sich die FGV-Ortsgruppe Münchberg unter ihrem damaligen Vorsitzenden Dr. Erwin Goller erworben. Nun standen zwei Häuser unmittelbar nebeneinander auf dem Waldstein, man sprach von einer „Zwangsehe“ und von Anfang an hatte der jeweilige Forstwart das Recht der Bewirtschaftung beider Häuser.

Machen wir einen zeitlichen Sprung in das Jahr 1964, als die im Altbau untergebrachte Forstdienststelle aufgelöst wurde und deshalb das Forsthaus zum Verkauf anstand. Noch 1964 übernahm der FGV das Forsthaus von der Oberforstdirektion in Bayreuth pachtweise und nach langwierigen Verhandlungen konnte am 27. Dezember 1965 der Kaufvertrag über den staatlichen Teil des Hauskomplexes geschlossen werden. Nun war der Heimatverein Grund- und Hausbesitzer über das gesamte Areal auf dem Waldstein geworden, wobei die FGV-Ortsgruppe Münchberg seit dieser Zeit die Betreuung übernommen hat.

Ein Haus in einer extremen Lage erfordert naturgemäß auch erhebliche Geldmittel für Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten. Die letzten große Investitionen in Millionenhöhe wurden vom Heimatverein ab 1991 getätigt. Zunächst wurde das Waldsteinhaus an die öffentliche Abwasseranlage der Marktgemeinde Zell durch einen 1,9 km langen Kanal angeschlossen. Umfangreiche Bau- und Sanierungsarbeiten fanden dann 1992/93 statt. Die beiden ursprünglichen Einzelhäuser wurden durch den Neubau des Mitteltraktes zusammengefügt, wobei der Eingangs-, Küchen- und Toilettenbereich sowie die Gasträume im ehemaligen Forstgebäude neu gestaltet wurden.

Das 150-jährige Jubiläum wurde am 9. und 10. August 2003 gebührend gefeiert. Das Forstamt Weißenstadt, der Markt Zell, der Fichtelgebirgsverein und die Wirtsleute des Waldsteinhauses hatten zu verschiedenen Aktivitäten eingeladen, wovon die nachfolgenden Bildern berichten.

 

 

100 Jahre Waldsteinhaus
Feier mit Herbst-Wandertreffen am 07.09.2008
Ansprache des FGV-Hauptvorsitzenden Dr. Helmut Reinel

 

Sehr verehrte Gäste, meine Damen und Herren, liebe Heimat- und Wanderfreunde,
Der Fichtelgebirgsverein erlebte seine erste große Blütezeit in den ersten Jahren des letzten Jahrhunderts. Zeugen dafür sind der Bau des Kornbergturmes (1900), des Kösseinehauses (1903), die Gründung des Fichtelgebirgsmuseums (1908) und der Bau des Waldsteinhauses im gleichen Jahr, dessen 100-jähriges Jubiläum wir heute feiern können.

Mit diesem Jubiläum verbunden feiern wir 100 Jahre Betreuung durch die Ortsgruppe Münchberg; der Hüttenwart Gerhard Flessa betreut das Haus seit 20 Jahren; weitere runde Zahlen: 10 Jahre Pächterfamilie Heidi und Thomas Heidenreich und schließlich 10 Jahre Waldsteinfestspiele seit der Wiederbelebung im Jahre 1998.

Wenn heute nicht alle Vertreter der Ortsgruppe Münchberg anwesend sind, so liegt es daran, dass heute gleichzeitig der evangelische Landesbischof zu einer kirchlichen Visitation im Dekanat Münchberg weilt. Dankenswerterweise hat Frau Pfarrerin Marina Rauh aus Sparneck von der evangelischen Kirche zusammen mit Herrn Kurt Häusinger von der katholischen Kirche den ökumenischen Gottesdienst gestaltet.

Dass der Gottesdienst in der Burgruine des Roten Schlosses überhaupt möglich war, verdanken wir dem Forstbetrieb Selb, heute vertreten durch ihren Leiter Herrn FD Michael Grosch, der sich dafür eingesetzt hat, die notwendigen Mittel beschafft hat, dass die durch Witterungsschäden zerstörte Burgmauer noch rechtzeitig saniert werden konnte. Sie alle darf ich sehr herzlich begrüßen.
Ich begrüße alle mitwirkenden Helfer:
-die Landjugend (Zeltaufbau)
-freiwillige Feuerwehr (Verkehrsregelung)
-BW Bereitschaft Weißenstadt
-Heislamusikanten

Das Waldsteinhaus gehört zu der Marktgemeinde Zell, ich begrüße Herrn Bürgermeister Horst Penzel zusammen mit seinem Vorgänger Albrecht Dietel, der sich in den 90-er Jahren dafür eingesetzt hat, dass die Abwasserleitung und die Wasserversorgung von Zell zum Waldstein gebaut worden ist. Von den umliegenden Gemeinden begrüße ich Herrn Bürgermeister Thomas Fein aus Münchberg, sowie die Herren Bürgermeister Thomas Schwarz von Kirchenlamitz und Harald Schlegel aus Gefrees.

Das Waldsteinhaus liegt im Landkreis Hof (es ist der höchste Punkt des Landkreises Hof), daher gilt mein Gruß Herrn Landrat Bernd Hering. Als Vertreter des angrenzenden Landkreises Wunsiedel i. Fichtelgebirge den stellvertretenden Landrat Herrn Horst Weidner, vom Naturpark Fichtelgebirge den Geschäftsführer Herrn Christian Kreipe.

Als Ehrengäste begrüße ich weiter die Herren Abgeordneten des  bayerischen Landtages Herrn Alexander König und Herrn Klaus Wolfrum.

Schließlich gilt mein Gruß Herrn Karlheinz Burger von der Stadtsparkasse Münchberg sowie den Vertretern der Medien, Herrn Roland Dietel von der FP Frankenpost/Münchberg-Helmbrechtser Zeitung, Herrn ... Baumgärtel von der Sonntagszeitung Blick sowie Herrn Spiegel von Radio Euroherz, den ich schon jetzt für die ausführliche Berichterstattung im Vorfeld unserer Feiern recht herzlich danke.

In der Regel wird bei einem Jubiläum eines Unterkunftshauses die Geschichte des Hauses dargestellt. Auf eine ausführliche Darstellung kann ich verzichten, da ja kurz vorher in unserer Schriftenreihe das Waldsteinbuch erschienen ist, das an unserem Infostand hier auf dem Waldstein zum Preis von 9,50 € erhältlich ist.

Hier darf ich mich auf drei Meilsteine der Hausgeschichte beschränken. Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts (genauer im Jahre 1853) gab es hier ein Forsthaus, in dem der Waldwärter/Waldläufer die Konzession hatte, Wanderer und Gäste mit Speis und Trank zu bewirten und eine einfache Übernachtungsmöglichkeit zu gewähren. Der Waldsteingipfel war schon um diese Zeit ein beliebtes Ziel im nördlichen Fichtelgebirge. Auf einer Zeichnung von Georg Könitzer aus Hof ist der Aussichtspavillon auf der Schüssel zu sehen, eine Unterstellmöglichkeit an der Saalequelle und sogar ein Pavillon auf dem Teufelstisch. Das Forsthaus war im Schweizer Stil gebaut. Im 19. Jahrhundert war die Schweiz Inbegriff für schöne Landschaft und Sauberkeit. In ganz Deutschland sind damals an die 100 Schweizen auf dem Papier entstanden, z. B. die Fränkische Schweiz, Sächsische Schweiz oder die Rommersreuther Schweiz bei Asch, ganz in unserer Nähe. Vor dem Forsthaus gab es einen Gesellschaftsplatz, wo Musikanten aus der Umgebung zur Belustigung aufspielten.

Machen wir einen Zeitsprung über 50 Jahre. Um die Jahrhundertwende kamen immer mehr Gäste zum Gipfel des Waldsteins. Die Stichbahn von Münchberg nach Zell war 1902 eröffnet worden. Einige Jahre zuvor (1988) war der Fichtelgebirgsverein gegründet worden, die Erschließung des Fichtelgebirges für den Tourismus kam in Fahrt, um letztlich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Region zu verbessern. Hier am Waldstein sah man die wesentliche Aufgabe, das bestehende Forsthaus zu vergrößern.  Der Bau war mit gewissen Turbulenzen verbunden: Anbau an das bestehende Forsthaus oder ein Neubau. Man diskutierte bis zuletzt. Zustande gekommen ist schließlich ein Neubau, den man zugleich als Anbau sehen konnte. Es waren jedenfalls zwei ineinander verschachtelte Waldsteinhäuser, die nie zu einer baulichen oder funktionalen Einheit verschmolzen werden konnten. Immerhin erfüllte dieses Waldsteinhaus über ein halbes Jahrhundert seinen Zweck. Besonders hervorheben möchte ich dabei die Ära Hopf. Zwei Familien bewirtschafteten nacheinander das Haus insgesamt 45 Jahre. 1982 konnte ich die Pächterfamilie Hopf hier verabschieden (Ansprache im Buch!). In dieser Zeit gab es zwei Probleme: die Abwasserentsorgung, die immer wieder zu Ärger wegen des Wasserschutzgebietes von Weißenstadt führten und die Frischwasserversorgung mit dem oft sehr störrischen Widder.

Besonders hervorheben möchte ich, dass das gesamte Waldsteinareal dem Fichtelgebirgsverein vom Staatsforst im Jahre 1966 zum Kauf angeboten wurde. Dass dieser Kauf zustande kam verdanken wir dem damaligen Hauptvorsitzenden Hermann Reichenberger (heute seiner besonders Gedenken). Aber die Lösung dieser Probleme zog sich wie ein roter Faden durch fast alle Sitzungen des Hauptausschusses. Unserem Baureferenten Albert Jobst war viel Geduld abverlangt worden. Er hat immer wieder neue Pläne vorgelegt, diese wurden geändert, verworfen, am Schluss kam die Feststellung: wir haben dafür kein Geld.

Die entscheidende Wende brachte schließlich der damalige Bürgermeister von Zell Albrecht Dietel, der den Bau und die Finanzierung einer Abwasserleitung von Berg bis nach Zell zustande brachte. Ein mutiger Beschluss. Wenn schon eine Abwasserleitung gebaut wird, warum nicht gleichzeitig eine Frischwasserleitung von Zell bis zum Waldstein. Alles weitere besorgte schließlich der Bauausschuss unter der Leitung des damaligen stellv. FGV-Vorsitzenden Oskar Kohler, tatkräftig unterstützt von der Ortsgruppe Münchberg, die allein an die 50.000 € an Spenden beisteuern konnte. Anfang der 90-er Jahre war es schließlich so weit, das Waldsteinhaus, baulich neugestaltet nach Plänen von unserem Baureferenten Albert Jobst als funktionale Einheit. So können wir heute nach 100 Jahren das Waldsteinhaus, gut gerüstet und ausgestattet für die nächste Generation der Öffentlichkeit anlässlich dieser Feier mit Dankbarkeit an unsere Vorgänger präsentieren.

 

 

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