Bayern-Fichtelgebirge >>> Der Große Waldstein im Fichtelgebirge

Die Waldsteinfestspiele

„Der Citherschläger und das Gaugericht“ lautete der Titel des romantischen Schauspiels, das am 23. Juli 1854 erstmals am Waldstein aufgeführt wurde. Damals war der Waldsteingipfel mit seinen Felstürmen, Ruinen und Denkmälern der gesellschaftliche Mittelpunkt der besseren Gesellschaft von Stadt und Landkreis Hof. Auf dem Teufelstisch hatte man einen Pavillon platziert und das „Hospiz Waldstein“ errichtet, ein Gebäude im Schweizer Stil und Vorläufer des heutigen Waldsteinhauses.

Seit dieser Zeit gibt es die Idee des Theaterspiels vor der imposanten natürlichen Kulisse des Waldsteinfelsens mit der alten Ritterburg. Sie lebte im Jahre 1923 wieder auf, als die Ortsgruppe Münchberg des Fichtelgebirgsvereins der Zerstörung des „Roten Schlosses“ am 11. Juli 1523 gedachte. Im Rahmen der damaligen Feierlichkeiten wurde das kurze Drama „Ihre Burgen sind zerfallen“ inszeniert. Christian Sümmerer, Redakteur der Münchberger Heimatzeitung, hatte es verfasst.

Die Resonanz war so gewaltig, dass man sich spontan entschloss, im folgenden Jahr ein reines Theaterfestspiel durchzuführen. Sümmerer schrieb das Sagenspiel „Des Waldsteins Wunderblume“ und 20 000 Zuschauer stürmten die zehn Vorstellungen. Sie saßen auf einer eigens dafür gebauten Tribüne mit 1500 Plätzen mitten im Wald. Der grandiose Erfolg konnte 1925 wiederholt werden. Dann zog Sümmerer aus beruflichen Gründen weg und die Festspiele erloschen.

Der Münchberger Lehrer Oskar Froschauer ergriff als nächster die Initiative und  schrieb „Des Roten Schlosses Untergang“, ein historisches Schauspiel um die Zerstörung der Waldsteinburg. Es wurde anlässlich des Landesfestes des Evangelischen Bundes am 24. August 1929 zuerst im Münchberger Schützenhaus und anschließend noch zweimal am Waldstein aufgeführt. Dann kamen die Spiele erneut zum Erliegen. Kreisheimatpfleger Karl Dietel schrieb 1968 bedauernd in sein Waldsteinbuch: „Seitdem hat sich niemand mehr zu einer Wiederholung der Waldstein-Festspiele aufgerafft.“

Das änderte sich im Jahre 1995, als der Regisseur der Selber Heimatbühne, Dieter Sailer, am Waldstein auf den Sparnecker Heimatforscher Professor Dr. Reinhardt Schmalz traf. Die Idee fiel erneut auf fruchtbaren Boden und der Verein „Felsenbühne Waldstein“ wurde aus der Taufe gehoben. Eifriger Förderer war der damalige Waldsteinwirt Jürgen Rupprecht. Der Verein hatte nach kurzer Zeit 180 Mitglieder. Sein Ziel war es, die beiden Stücke aus den zwanziger Jahren erneut auf die Bühne zu bringen.

1998 war es dann soweit – genau 475 Jahre nach der Zerstörung der Waldsteinburg durch den Schwäbischen Bund. Nach dreijähriger Vorbereitung ging die „Wunderblume“ erneut über die selbst gezimmerte Bühne vor dem Waldsteinhaus. Rund hundert Laienspieler aus der gesamten Region beteiligten sich daran. Vier Vorstellungen mit je 400 Zuschauern waren schlagartig ausverkauft.

Eine Wiederholung im folgenden Jahr war angesagt. So bildete sich ein Rhythmus heraus, der sich bis heute erhalten hat: Zwei Jahre das gleiche Stück und dann ein Jahr Pause. In den Jahren 2001 und 2002 inszenierte man Froschauers großes Spektakel vom Untergang des Roten Schlosses, allerdings erst nach einer gründlichen Überarbeitung. Der Erfolg war überwältigend. Schon im Vorverkauf waren wieder alle Karten restlos vergriffen.

Das eigentliche Ziel der Vereinsgründung war damit erreicht. Allerdings konnte man nun unmöglich aufhören, wo sich die Waldstein-Festspiele doch gerade erst etabliert hatten. Also wurde ein neues Schauspiel verfasst mit dem Titel „Das Geheimnis des Waldsteins“. Autoren waren diesmal der Münchberger Lehrer Karl Dengler, der Felsenbühnen-Vorsitzende Dr. Reinhardt Schmalz sowie der Bayreuther Schauspieler Wolfram Gittel. Es kam in den Jahren 2004 und 2005 mit gleichbleibend großem Erfolg zur Aufführung.

Das Autorenteam Karl Dengler und Dr. Schmalz nahm sich schließlich ein weiteres Kapitel Heimatgeschichte vor und schrieb 2006 „Das Vermächtnis“. Es ging in den Jahren 2007 und 2008 über die Felsenbühne und wurde vom Publikum erneut begeistert aufgenommen.

Damit haben die Waldstein-Festspiele seit 1998 eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen: Vier sehenswerte Stücke im Repertoire, 37 ausverkaufte Vorstellungen mit rund 15.000 Besuchern aus nah und fern. Das Konzept, Geschichte am Originalschauplatz darzustellen, ist voll aufgegangen und die Waldstein-Festspiele haben sich in der Kulturlandschaft unserer Region einen festen Platz erobert.

Die Waldsteinfestspiele finden Sie unter www.felsenbuehne-waldstein.de

 

Felsentürme und Burgruine bilden eine grandiose Kulisse für stimmungsvolle Theaterfestspiele am Waldstein.

 

 

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