Der Haidberg
bei Zell/Oberfranken
von Dietmar Herrmann
Topografie
Der Haidberg liegt im südlichen Landkreis Hof,
etwa einen Kilometer westlich der Marktgemeinde Zell/Oberfranken.
Er ist ein lang gestreckter, bewaldeter Bergrücken,
der höchste Punkt misst 692,5 m ü.NN. Erschlossen
ist der Haidberg durch einen bequem zu begehenden Naturlehrpfad
von 1,5 km Länge. Über den Haidberg ver-läuft
die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Sächsischer
Saale und Main. Das mit Grundwasser gefüllte ehemalige
Steinbruchgelände hat den Schutz-status eines Naturdenkmals
und ist für die Allgemeinheit nicht zugänglich.
Name
Haidberg ist ein landschafts- und naturbezogener Name
und deutet auf den früheren Zustand des Berges
als Heide hin. Selbstverständlich gibt es auch
für diesen Berg Hinweise auf die heidnischen Wenden,
die hier ihre Gottheiten in einem „heiligen Hayn“ verehrt
haben sollen. Davon den Namen Haidberg abzuleiten, muss
abgelehnt werden. Wegen seiner geologischen Besonderheit
erhielt er den Beinamen „Magnet-berg des Fichtelgebirges“.
Geologie
Der Haidberg gehört erdgeschichtlich betrachtet
zur Münchberger Gneismasse, die zwischen dem Frankenwald
und dem granitenen Fichtelgebirge liegt. Diese nimmt
eine geologische Sonderstellung ein und bildet eine
ca. 35 km lange und 15 km brei-te „Insel“ aus fremdartigen
Gestein. Aus dieser Hochebene ragt der Haidberg hervor
mit seinem magmatischen Serpentinit-Gestein. Die Oberfläche
dieses grün-blauen Gesteins gleicht der Haut einer
Schlange, daher der lateinische Begriff „serpens“ =
Schlange.
Eingelagert in das Gestein ist Magnetit, der selbst
in kleinen Gesteinsbrocken eine Ablenkung der Kompassnadel
verursacht. Dies ist bereit 1797 dem Naturforscher Alexander
von Humboldt aufgefallen, der damals als preußischer
Oberbergmeister den Bergbau im Fichtelgebirge wiederbeleben
sollte.
Flora und Fauna
1799 erfahren wir, dass der gesamte Haidberg kahl war
und von den umliegenden Bauern als Viehweide benutzt
wurde. Erst um die Jahrhundertwende bewaldete sich der
Bergrücken durch die zurückgehende Beweidung
nach und nach mit Kiefer und Fichte. Es blieben jedoch
bis heute größere Freiflächen erhalten,
die man wegen ih-res spärlichen Wuchses und ihrer
Flachgründigkeit „Magerrasen“ nennt. Magerra-senstandorte
auf Serpentinit stellen in Deutschland eine ausgesprochene
botanische Seltenheit dar. Zur weiteren Entwicklung
wird der gesamte Südhang stark aufgelich-tet, um
den Lebensraum folgender Pflanzen zu erhalten: Heidekraut,
Schneeheide, Zwergbuchs und Arnika.
Der sich im Osten des Bergrückens befindliche aufgelassene
Serpentinit-Steinbruch ist für den Besucher
nicht zugänglich. Durch den damaligen Gesteinsabbau
entstand ein Lebensraum für felsbrütende Vogelarten.
Das Areal mit dem grundwassergefüll-ten Steinbruch
ist ein Rückzugsgebiet für selten gewordene
Reptilien, Amphibienar-ten und Insekten.
Wirtschaftlicher Nutzen
Steingewinnung im Bruchbetrieb wird bereits aus dem
18. Jahrhundert berichtet. Dann wurden im Steinbruch
an der Ostseite des Haidbergs durch einem „Einmann-betrieb“
ohne maschinelle Hilfe Steine gebrochen und zu Schotter
verarbeitet. 1948 verkaufte der Markt Zell das Gelände
an den damaligen Landkreis Münchberg, der unter
Einsatz eines mechanischen Steinbrechers Schotter für
den Straßenbau her-stellen ließ. Von 1960
bis 1982 pachtete die Firma Jahreis aus Hof das Gelände
und stelle in dem Bruch Schottermaterial her. 1987 ließ
der Landkreis Hof, der durch die Gebietsreform Grundeigentümer
geworden war, alle noch bestehenden Gebäude abreißen
und einen Damm zur Straße hin errichten. Das Gelände
wurde eingezäunt und der Eingangsbereich mit einem
Tor verschlossen.
Der Teufelsbrunnen
Südwestlich vom Haidberg quillt in einer Höhenlage
von 610 m ü.NN mitten in einer Wiese und nahe einem
Weidenbusch ein Sauerbrunnen aus der Erde. Die Quellfas-sung
ist aus Serpentinit-Gestein. In Karten ist die Quelle
seit 1783 eingezeichnet. Sein Abfluss führt Wasser
zum Lübnitzbach, der wiederum in die Ölschnitz
mündet und damit in den Weißen Main fließt.
Die östlich der Quelle liegende Wiese heißt
„Teufelswiese“ und kurioser Weise heißt
die sich dann anschließende Wiese „Him-melswiese“.
Noch nicht eindeutig geklärt ist, warum die Bezeichnungen
Teufel und Himmel verwendet wurden. Unklar ist auch
der Standort und der Name einer Kapelle, die in der
Nähe des Teufelsbrunnen gestanden haben soll oder
auf dem Haidberg selbst. Angeführt werden die Namen
„Heiliger Rupprecht“ oder „St. Otting“.
Literatur
Landkreis Hof (Hrsg.)
Faltblatt Naturlehrpfad Haidberg (o.J.)
Schuberth, Heinrich:
Der Magnetberg des Fichtelgebirges. In: Der Siebenstern
1934, S. 121-124
Raithel, Reinhard:
Zell – Ein Heimatbuch (1998)
Müller, Friedrich:
Bayerns steinreiche Ecke, 2. Auflage (Hof 1984)
Herrmann, Dietmar
Lexikon Fichtelgebirge, Ackermann Verlag Hof (2000)
Karten
Bayerisches Landesvermessungsamt:
Topographische Karte 1:25.000, Blatt 5836 Münchberg
Fritsch Landkartenverlag Hof/Saale
Wanderkarte Nr. 52 Naturpark Fichtelgebirge-Steinwald
1:50.000
Weblinks
http://www.markt-zell.de
http://www.bayern-fichtelgebirge.de
Fotos: Digitales Bildarchiv Dietmar Herrmann, Hofer
Str. 36, 95632 Wunsiedel
Markt Zell / Ofr.
ehemaliger Steinbruch
Lichter Wald mit Magerrasen
Beim Teufelsbrunnen |