Die Baille-Maille-Allee in
Himmelkron
Am Westrand des Fichtelgebirges liegt der
Ort Himmelkron (Lkr. Kulmbach). Er ist ein kulturhistorisch
bedeutender Klosterort, aber auch ein blühender Gewerbe- und
Industriestandort. Im Ortsbereich kreuzen sich die
Nord-Süd-Autobahn A 9 mit der Ost-West-Verbindung A 70 / B
303 (Fichtelgebirgsstraße).
Ortsgeschichte
Blick zur Stiftskirche Himmelkron.
Der Name Himmelkron war
ursprünglich Pretzendorf, hier befand sich auch ein Schloss
der Grafen von Weimar-Orlamünde. 1279 wurde das Schloss
Pretzendorf in ein Kloster der Zisterzienserinnen
umgewandelt, das den Namen „Kloster Himmelkron“ erhielt.
1545 wurde es im Zuge der Reformation aufgehoben. Die
Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth übernahmen den
Klosterbesitz und erbauten hier eine Sommerresidenz. Im 16.
Jahrhundert wurde der Name Himmelkron auf den Ort
übertragen. 1792 kam das Markgrafenthum und damit auch
Himmelkron unter preußische Verwaltung, ab 1807 an
Frankreich und ab 1810 zu Bayern. 1818 wurde Himmelkron eine
selbstständige politische Gemeinde.
Baille-Maille-Allee Im Westen
des Ortes, im Tal des Weißen Main, finden wir eine barocke
Spielanlage, die einstmals an den europäischen Fürstenhöfen
weit verbreitet war, heute fast völlig in Vergessenheit
geraten ist: Die Baille-Maille-Allee. Der Mail war ein
hölzerner Hammer mit einem langen Stiel. Mit ihm galt es,
eine Holzkugel durch ein kleines Eisentor am Ende der Bahn
zu schießen.
Markgraf Christian
ließ1662/1663 die Spielbahn anlegen. Sie war gesäumt von
einer vierfachen Baumreihe. Die Reihe bestand aus rund 200
Linden, die nicht beschnitten wurden und so für ein dichtes
Sonnendach sorgten. Die Anlage begann an der alten
Dorfbrücke die über den Main führte talwärts bis zur so
genannter Fürstenbrücke. Die alte Sandstein-Bogenbrücke
existiert heute noch und ist ein geschütztes Baudenkmal.
1791 verkaufte der Markgraf Karl Alexander
von Ansbach-Bayreuth seine Fürstentümer an seine preußische
Verwandtschaft und zog sich mit seiner zweiten Frau Lady
Elizabeth Craven als Privatmann nach England zurück. Die
neue Herrschaft gab die Anweisung, die Lindenbäume zu
fällen. Die Himmelkroner Einwohner weigerten sich jedoch und
so musste das Bayreuther Füsilier-Bataillon die Fällarbeiten
durchführen. Nur eine einzige Linde von 1664 steht noch
direkt am Ufer des Weißen Main.
Historische Fürstenbrücke
über den Weißen Main.
Neue
Aktivitäten 1984
kam es in Himmelkron zur Gründung eines Förderkreises der
das Ziel hatte, die Baille-Maille-Lindenalle wieder
anzulegen. Durch das bürgerliche Engagement standen im
Oktober 1986 bereits160 Linden und bildeten so eine Allee.
1989 erfolgte die zweite Pflanzung und 1990 die dritte.
Hinter den nunmehr 600 Linden stehen ebenso viele
Persönlichkeiten aus dem Kulmbacher Land und Oberfranken,
die die Bäume gespendet haben. Seit 2004 sehen wir auch
„Kunst in der Baille-Maille-Allee“, denn verschiedene
Kunstschaffenden haben durch ihre Kunstwerke die Anlage
bereichert.
Dietmar Herrmann |