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Der Weißenstein
bei Stammbach (Ldkr. Hof)
Vorbemerkung In der Region
Fichtelgebirge gibt es zwei Berge mit dem Namen Weißenstein.
Der eine liegt im südlichen Fichtelgebirge, im
Steinwald (Oberpfalz) und ist mit einer Burgruine gekrönt.
Der andere Berg mit seiner prächtigen Aussicht
liegt im nordwestlichen Vorland des Gebirges und von
diesem wird nachfolgend berichtet.
Topografie Der Weißenstein mit 668 m ü.NN
ist ein bewaldeter Berg 1,5 km südlich von Stammbach
im Landkreis Hof (Nordbayern). Der Berg liegt im Naturpark
Frankenwald und am Schnittpunkt der Landkreise Hof,
Kulmbach und Bayreuth im bayerischen Regierungsbezirk
Oberfranken. Das Waldgebiet befindet sich seit 1707
im Eigentum des Marktes Stammbach, vorher gehörte
es dem Kloster Himmelkron. Wegen der geologischen Besonderheit,
des Vorkommens von Eklogitgestein ist der Berg bei Geologen
und Gesteinssammlern bekannt. Auf dem höchsten
Punkt steht ein Aussichtsturm und Unterkunftshaus der
Ortsgruppe Weißensteinverein des Fichtelgebirgsvereins.
Der Berg ist wegen seiner prächtigen Aussicht ein
beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Urlauber.
Verkehrswege Den Gipfel
des Weißenstein erreicht man auf einer asphaltierten
Straße, die von der Kreisstraße Gefrees-Böseneck
Richtung Stammbach abzweigt. Reist man mit dem Auto
über die A9 an, empfiehlt sich die Ausfahrt bei
der Anschlussstelle 37-Gefrees oder 36-Münchberg-Süd.
Markierte Wanderwege des Fichtelgebirgsvereins
und Frankenwaldvereins führen aus allen Himmelsrichtungen
zum Berggipfel, von Gefrees, Marktschorgast, Stammbach
oder Münchberg ausgehend.
Geologie Zwischen dem Fichtelgebirge und dem Frankenwald
liegt die Münchberger Masse (auch Gneismasse, Gneislinse
oder Gneisinsel genannt), ein geologisch sehr interessantes
Gebiet (etwa 35 km Länge, 17 km Breite). Auf
der höchsten Anhebung, dem Weißenstein, steht
Eklogit an, eine vergleichsweise seltene Gesteinsart
die hier das größte Vorkommen in Mitteleuropa
bildet. Das harte Gestein zeichnet sich durch kräftig
gefärbte Minerale aus: hauptsächlich roter
Granat (Pyrob) und grüner Pyroxen (Omphacit).
Ein ehemaliger Basalt wurde tief unter die Erdoberfläche
versenkt und unter hohen Druck- und Temperaturbedingungen
methamorph geprägt. Später gelangte der Eklogit
bei der Auffaltung des variszischen Gebirges zurück
an die Erdoberfläche und wurde durch Abtragung
freigelegt. Bei
einer Feierstunde am 15. Oktober 2005 wurde der Weißensteingipfel
unter Teilnahme zahlreicher Prominenz vom Bayerischen
Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz
als eines der schönsten Geotope Bayerns ausgezeichnet.
Eine Info-Tafel, die in unmittelbarer Turmnähe
enthüllt wurde, zeigt die geologischen Besonderheiten.
Bauwerke Die Bauwerke
auf dem Weißenstein wurden vom Weißensteinverein
erbaut und sie werden von ihm bis heute betreut. Am
23. April 1896 wurde in Stammbach ein Verschönerungs-Verein
gegründet, 1905 beschloss man die Umbenennung in
Weißensteinverein. Am 27. November 1985 schloss
der Verein einen Kooperationsvertrag mit dem Fichtelgebirgsverein,
der am 1. Januar 1986 in Kraft trat. Eine außerordentliche
Generalversammlung stimmte am 29 September 1991 für
den vollständigen Anschluss an den Fichtelgebirgsverein.
Der Name lautet nun: Weißensteinverein e.V., Ortsgruppe
des Fichtelgebirgsvereins e.V.
Wartturm Bereits im Mittelalter
erkannten die Nürnberger Burggrafen und späteren
Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach als Landesherren
die strategische Bedeutung des Weißensteingipfels,
indem sie ihn in ihr umfangreiches Alarmsystem integrierten.
Nach der markgräflichen Wartordnung von 1498 musste
die Warte ständig besetzt sein um mit den auf Sichtweite
bestehenden Warten zu korrespondieren (tagsüber
Rauchzeichen bzw. nachts Feuerzeichen), falls ein Feindeseinfall
stattfand. Sichtkontakt bestand u.a. mit dem Rehberg
(Reutberg) bei der Kulmbacher Plassenburg (Sitz der
Markgrafen bis 1603). Für die Wachen wurde ein
steinerner Turm gebaut, dessen Fundamente man 1925 beim
Bau des heutigen Aussichtsturmes fand.
Aussichtstürme
1896 wurde auf dem Berggipfel ein Holzpavillon errichtet,
der aber nur zwei Jahre den Witterungseinflüssen
standhielt. 1898 konnte dann ein steinerner Rundturm
errichtet werden, Durchmesser 3,5 Meter, Höhe 7
Meter. 1924 beschloss der Weißensteinverein den
Bau eines neuen Turmes, der Planentwurf stammte von
Architekt Reissinger aus Bayreuth, der bereits den Asenturm
auf dem Ochsenkopf geplant hatte. Am 21. Mai 1925 folgte
die Einweihung der 19 Meter hohen Aussichtswarte, die
14.000 Reichsmark gekostet hatte. Der Weißensteinturm
dürfte weltweit der einzige Aussichtsturm sein,
der aus Eklogit erbaut ist. Fernblicke vom Turm sind
Jurahöhen bei Kulmbach und Lichtenfels, Veste Coburg,
Frankenwald mit Döbraberg, Waldsteinzug, Schneeberg
und Ochsenkopf.
Unterkunftshaus
Bereits 1899 baute der Verein eine einfache Unterstandhütte,
in der eine bescheidene Bewirtschaftung stattfand. 1904
wurde dann das feste Unterkunftshaus errichtet, 1926
wurde es u.a. durch einen großen Nebenraum wesentlich
erweitert. Im Laufe der Zeit erhielt das Haus Zug um
Zug einen modernen, ganzjährig bewirtschafteten
Restaurationsbetrieb. Siehe auch hier.
Karten -Bayerisches Landesvermessungsamt:
UK 50 – 12 Naturpark Fichtelgebirge – westlicher Teil,
1:50.000 -Fritsch Landkartenverlag Hof/Saale
Nr. 64 Hofer Land Maßstab 1:50.000
Literatur -Bayer. Geologisches
Landesamt: Geotope in Oberfranken; in: Erdwissenschaftliche
Beiträge zum Naturschutz Band 2 (2003), S. 100-101
-Bayer. Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit
und Verbraucherschutz: Faltblatt Nr. 39 Eklogit am Weißenstein
-Fichtelgebirgsverein e.V., Hauptgeschäftsstelle
Wunsiedel: Faltblatt „Weißenstein-haus“, Text
Dietmar Reichel, Zeichnungen Gerhard Drechsler
-Froschauer, Oskar: Weißenstein bei Stammbach.
In: Der Siebenstern 1939, S. 154 -Geigner Werner/Keil
Brigitta: Geologisch-Mineralogischer Wander- und Exkursionsführer
Eklogit (Dettelbach 2002) -Goldfuß, A. &
Bischof, G.Physikalisch statistische Beschreibung des
Fichtelgebirges, 1. Teil (Nürnberg 1817). -Günther,
Hans: Der Weißenstein. In: Der Siebenstern 1927,
S. 101 -Helfrecht I.Th.B.: Das Fichtelgebirge...(1799
und 1800); Teil I S. 115, Teil 2 S. 17 -Hennig,
Helmut: Der Weißenstein in Geschichte und Gegenwart
(Maschinenschrift o.J.) -Hennig, Helmut: Warthen
auff dem Gebirg. Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger
des Regierungsbezirks Oberfranken, Heft Nr. 256/1998
-Hennig, Helmut: Der Weißenstein bei Stammbach.
In: Der Siebenstern 1984, S. 98 -Hennig, Helmut:
Neuere Geschichte Stammbachs 1870 – 1950 (Erlangen 2005)
-Herrmann, Dietmar: Auf dem Weißenstein. In: Der
Siebenstern 1984, S. 134 -Kaiser, Hans: Wartturm
auf dem Weißenstein. In: Nordbayerischer Kurier
Bayreuth vom 16.12.1993 -Knopf, Otto: Lexikon Frankenwald
(Hof 1993), Stichwort Weißenstein -Müller,
Friedrich: Bayerns steinreiche Ecke (Hof 1984) -Neidhardt
Julius: Wanderführer durch das Fichtelgebirge,
VI. Ausgabe, S. 225 -Sperber, Hans: Begegnung mit
der Heimatlandschaft (Kallmünz 1965), S.52
-Weißensteinverein e.V. (Hrg): 1896 – 1996, 100
Jahre Weißensteinverein (Zell 1996)
Weblinks www.stammbach.de www.geologie2.bayern.de/geotope
www.bayern-fichtelgebirge.de
www.fichtelgebirgsverein.de
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