Das Seehaus
Ganzjährig
bewirtschaftetes Unterkunftshaus zwischen
Nußhardt und Platte im Schneeberg- massiv am
Westhang des Seehügels, 922 m ü.NN. Keine
öffentliche Zufahrtsstraße, nur Wanderwege
führen zu ihm.
Eigentümer:
Fichtelgebirgsverein e.V.
Theresienstr. 2
95632 Wunsiedel
www.fichtelgebirgsverein.de
Anschrift:
FGV-Unterkunftshaus
Seehaus 1
95709 Tröstau
Tel. 09272-222
|
Übernachtung:
(Anmeldung
erforderlich!)
21 Betten in verschiedenen Zimmern
30 Schlafgelegenheiten im Nebengebäude
Sitzplätze:
2
Gasträume mit zusammen 80 Sitzplätzen,
schöner Biergarten.
Ruhetag:
Montag
Öffnungszeiten:
siehe
fgv-seehaus.de
Betreuung:
Fichtelgebirgsverein e.V.
Hauptgeschäftsstelle in Wunsiedel
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Zur Geschichte des Seehauses
Das erste Gebäude entstand im Jahr
1792 als Zechenhaus für den Zinnbergbau, im Jahr 1928
baute der Fichtelgebirgsverein einen neuen
Wanderstützpunkt. Die Gedenktafel am Haus erinnert
daran, dass Johann Wolfgang von Goethe am 1. Juli 1785
hier weilte. Am Seehaus kreuzen sich die
Hauptwanderwege Höhenweg, Mittelweg und Seenweg. Der
Name Seehaus taucht in den Akten des Forstamtes 1841
erstmals auf, wobei der Name unterschiedlich gedeutet
wird.
Ausführliche Geschichte des
Seehauses:
Der
Name des FGV-Unterkunftshauses Seehaus
75
Jahre Seehaus
75
Jahre Seehaus - Rückblick und Vorschau
Goethe-Besuch
auf dem Zechenhaus (Seehaus)
Woher
kommt der Name Seehaus?
Von
Dietmar Herrmann
Bei
einer Wanderung durch das Hohe Fichtelgebirge
kehren wir heute gerne zu einer Stärkung
in unserem FGV-Unterkunftshaus Seehaus ein. In der
schönen Jahreszeit kann man
im Außenbereich die Sonne genießen und den Blick
zum Ochsenkopf. Der Einwohner
aus Tröstau oder Fichtelberg geht „afm Säi“, wenn
er zum Seehaus wandert. Woher
kommt der Name Seehaus, fragen nicht nur Urlauber
sondern auch Einheimische. Kommt
der Name von einem See, obwohl dort auf dem
Höhenrücken des Schneebergmassivs keiner
vorhanden ist? Ähnlich verhält es sich bei anderen
„See-Bezeichnungen“ im
Fichtelgebirge, zwei Beispiele hierzu: Der Ort
Seedorf, Ortsteil der Marktgemeinde
Schirnding oder die Flurbezeichnung Seebühl in
Breitenbrunn bei Wunsiedel.
Weder in Seedorf noch in Breitenbrunn gibt es
einen See, der dort eventuell
namensgebend gewesen wäre.
Verfolgen wir die
Namensnennung in der Literatur oder
in alten Urkunden, wobei wir die Aufzeichnungen
zunächst immer im Zusammenhang
mit dem Zinnbergbau[1]
sehen müssen, der hier am
West- und Osthang stattfand:
-
1762:
Das erste
Haus wird erbaut und wird als Zechenhaus
bezeichnet.[2]
-
1784:
Im
Schönbrunner Trauregister wird als Wohnort „See
bei Vordorf“ angegeben und
dokumentiert.
-
1785:
Johann
Wolfgang von Goethe weilt hier am 1. Juli und
nennt das Zechenhaus.
-
1787:
Johann
Michael Füssel berichtet von einer Zinnhütte.
-
1803/1804:
Es
entsteht ein neues Zechenhaus.
-
1805:
Das
Zechenhaus brennt ab, die Tochter des Bewohners
auf dem „See“ kommt ums Leben.
Es wird ein neues Haus gebaut.
-
1809:
Anlässlich
einer Trauung wird im Register ein „Bergmann auf
dem See“ genannt.
-
1812:
Im
Geburtenbuch des Pfarramtes Schönbrunn wird als
Wohnort „Seehaus“ angegeben.
-
1839:
Major
Plänckner berichtet in seinem Buch vom See- oder
Zechenhaus und vom Berg, der
von manchen Leuten Seeberg genannt wird.
-
1841:
In einem
Schriftstück des Forstamtes taucht der Name
Seehaus auf.
-
Klar ist die Bezeichnung
„Zechenhaus“ oder „Zinnhaus“,
es war das Unterkunftshaus für die Bergleute. Es
scheint, dass sich ab dem Jahr
1812 die Bezeichnung „Seehaus“ durchgesetzt hat,
zumal der Zinnerzabbau einige
Jahre später eingestellt wurde. An Namensdeutungen
hat es bisher nicht gefehlt:
-
Es
sei das Haus
oberhalb des Fichtelsee[3],
-
es
ist das Haus
am Seeberg (jetzt Seehügel) und
-
der
kleine Teich (=See?)
vor dem Haus sei namensgebend gewesen.
Diese
Erklärungen sind jedoch nicht befriedigend, da sie
nicht die Mundartform
berücksichtigen. Die Mundart hat sich bis heute
erhalten, Schreibweisen haben
sich im Laufe der Jahrhunderte geändert.
Unter
„See“ verstand man
altsprachlich eine waldfreie Fläche[4]
und
hier beim Seehaus wurde wie ausgeführt
Zinnerz-Bergbau betrieben, wodurch es zu
Rodungsflächen kam. Die Mundart „Säi“ und auch die
amtlichen Eintragungen „auf
dem See“ zeigen uns, dass die alte Ortsbezeichnung
„See“ nicht von einem
Staugewässer abgeleitet wird, sondern von einer
waldfreien, zumeist von
Menschenhand gerodeten Fläche kommt.
Beachtet man die
nordbaierische Mundart, die hier bedingt
durch die damalige Besiedelung noch deutlich zu
hören ist,[5]
kommt
man zu einem weiteren Ergebnis der
Namenserklärung. Der Flurname in der
Dialektaussprache „Säi“ bezeichnet ein
Sumpfgelände, eventuell mit einem Tümpel,
aber nicht mit einem See.[6]
Dass
es hier im Seehausareal, das damals auch Farmleite
oder Fahrenleite genannt
wurde, genügend Wasser gegeben hat, zeigt uns ein
Bericht aus dem Jahr 1799:
„…auf dem oberen Rücken des Berges ist ein freyer
Platz meistens von der
Holzung entblößt und so wasserreich, daß man einen
kleinen Teich für die
Zinnwäsche anlegen konnte…“.[7]
[1]
Poller Herbert: Die
Zinnseifenwerke „Glückauf“ und
„Friedrich-Carls-Glück“ bei Vordorf im
Fichtelgebirge, in: Archiv für Geschichte von
Oberfranken 1969, S. 241-255
[2]
Thiem Rudolf: Zur
Geschichte des Zinnbergbaus im Fichtelgebirge
(1998), S. 128 f. (ausführlich)
[3]
Schmidt Albert: Führer
durch das Fichtelgebirge (1907), S. 125
[4]
Griesshammer Hans: Das
Seehaus hat nichts mit einem See zu tun, in:
Frankenpost vom 30.08.2003
[5]
Beiträge zur Geschichts-
und Landeskunde des Fichtelgebirges, Heft 23
(2001): Mundart und
Besiedelungsgeschichte des Fichtelgebirges, S.
3-10
[6]
Roth Willibald: Gewässer-,
Orts- und Flurnamen, in: Eger und das Egerland
(München 1988), S. 62, 79
[7]
Helfrecht J.Th.B.: Das
Fichtelgebirge nach vielen Reisen auf demselben
beschrieben (Hof 1799), S.
170-171
Seehaus im Winter
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